09.05.2025, 07:13
Ich habe im 2. Examen ein „Gut“ und wollte eigentlich zur hessischen Justiz. Mein ehemaliger Ausbilder am LG Darmstadt hat mir allerdings geschildert, dass Assessor*innen in Hessen mittlerweile regelmäßig unter Druck gesetzt werden.
Es soll wohl einige Fälle allein im LG-Bezirk Darmstadt geben, in denen Proberichter*innen der Entlassungsantrag nahegelegt wurde verbunden mit der Drohung, andernfalls werde in ihren Akten schon ein Entlassungsgrund gefunden werden und der Weg in den Justizdienst anderer Bundesländer könne verstellt werden. Das scheint wohl auch alles vom Ministerium gedeckt oder gar gefördert zu sein.
Mein Ausbilder hat mir daher abgeraten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, in einem von Angst und Machtmissbrauch geprägten System zu arbeiten, unabhängig davon, ob es einen persönlich dann wirklich trifft oder nicht.
Wie sieht es in anderen Bundesländern aus? Hat jemand Erfahrungen, die er teilen kann, gerne auch als PN?
Es soll wohl einige Fälle allein im LG-Bezirk Darmstadt geben, in denen Proberichter*innen der Entlassungsantrag nahegelegt wurde verbunden mit der Drohung, andernfalls werde in ihren Akten schon ein Entlassungsgrund gefunden werden und der Weg in den Justizdienst anderer Bundesländer könne verstellt werden. Das scheint wohl auch alles vom Ministerium gedeckt oder gar gefördert zu sein.
Mein Ausbilder hat mir daher abgeraten. Ich kann mir auch nicht vorstellen, in einem von Angst und Machtmissbrauch geprägten System zu arbeiten, unabhängig davon, ob es einen persönlich dann wirklich trifft oder nicht.
Wie sieht es in anderen Bundesländern aus? Hat jemand Erfahrungen, die er teilen kann, gerne auch als PN?
Erste Infos zum Bewerbungsverfahren für den Justizdienst findest Du auf den Richter-Infoseiten von Juristenkoffer.de:
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
https://www.juristenkoffer.de/richter/
Darüber hinaus sollte man sich dann mit dem Karriere-Dossier über die Einstellungschancen und Bewerbungsvoraussetzungen informieren. Optional besteht zudem die Möglichkeit, auf die vielen hunderten Erfahrungsberichte anderer Juristen zuzugreifen, die bereits das Bewerbungsverfahren erfolgreich absolviert haben:
https://www.juristenkoffer.de/richter/karriere-dossier-richter-staatsanwalt-werden.php
10.05.2025, 08:17
Wenn du dich von Verfahrensbeteiligten auch so leicht hinters Licht führen lässt, würde ich mir das mit der Justiz vielleicht nochmal überlegen.. Ich bin in Wiesbaden. Stehe unter Druck, aber mehr auch nicht. Denke jeder Justizler hat seine sehr eigene Meinung über die Justiz, die auch nicht immer fundiert sein muss. Würde dem jetzt keinen Glauben schenken..
10.05.2025, 08:30
Und die hessische Justiz versucht warum genau, die besten Absolventen rechtswidrig loszuwerden? Weil Stellen abgebaut werden sollen? Oder kann es sein, dass jemand ungeeignet war und deshalb zum Gehen gedrängt wurde?
Wie auch immer: Wenn Du schon Darmstadt im Blick hast, bist Du ja nicht mehr weit von BW entfernt. Wenn das für Dich räumlich in Betracht kommt, wäre es eine Überlegung wert. Ich halte nach eigener Erfahrung und Berichten von Kollegen die Verhältnisse im Länd tatsächlich für besser.
Wie auch immer: Wenn Du schon Darmstadt im Blick hast, bist Du ja nicht mehr weit von BW entfernt. Wenn das für Dich räumlich in Betracht kommt, wäre es eine Überlegung wert. Ich halte nach eigener Erfahrung und Berichten von Kollegen die Verhältnisse im Länd tatsächlich für besser.
10.05.2025, 09:22
hatte Hessen nicht zuletzt sehr niedrige Punktegrenzen für die Einstellung? Könnte ja sein, dass manche 7er Absolventen nun ins Schwimmen kommen als Richter und merken, dass es doch nicht reicht
10.05.2025, 10:04
(10.05.2025, 09:22)JuraLiebhaber schrieb: hatte Hessen nicht zuletzt sehr niedrige Punktegrenzen für die Einstellung? Könnte ja sein, dass manche 7er Absolventen nun ins Schwimmen kommen als Richter und merken, dass es doch nicht reicht
Was für ein Schwachsinn schon wieder. Die Grenze liegt bei 7,5. Zuletzt hat man aber mehr gebraucht, um Aussicht auf eine Einstellung zu haben. Im Übrigen wird mir hier keiner sagen können, dass der Unterschied zwischen z.B. 7,5-8,5 so gravierend ist, dass man daran einen guten/schlechten Richter erkennt.
Zum ursprünglichen Beitrag: die hessische Justiz ist konservativ. Auch ich kenne einige unschöne Fälle, in denen den Leuten teilweise unrichtige Sachen unterstellt wurden und die rausgemobbt werden sollte. Ich denke zwar, dass sich diese Probleme nur auf wenige Flecken beziehen (zumindest hoffe ich das) und würde daher nicht davon ausgehen, dass das gesamte System von Machtmissbrauch geprägt ist. Aber diese Probleme sind auf jeden Fall da und real und soe werden auch durchgewunken. Ich habe immer mit der Justiz geliebäugelt, aber jetzt, gegen Ende des Refs, frage ich mich, ob ich mir sowas nach fast einem Jahrzent anstrengender Ausbildung wirklich geben soll. Total schade.
Keine Ahnung, wie das in anderen Bundesländern aussieht.
10.05.2025, 14:38
Justiz ist überall eher konservativ. Falsche Unterstellungen haben aber mit konservativen Werten eher nicht so viel zu tun, daran wird es also nicht liegen.
10.05.2025, 15:14
Bitte bei der Diskussion in Erwägung ziehen, dass es nicht "die Justiz" gibt, sondern viel mit den jeweiligen Direktorinnen und Direktoren, Präsidentinnen und Präsidenten, sowie den Verantwortlichen in der Personalabteilung zusammenhängt. Die Stimmung wird lokal geprägt, da gibt es gute und schlechte Führungskräfte - entsprechend ist die Situation lokal sehr unterschiedlich und nicht bundeslandsspezifisch, sondern eher gerichtsspezifisch (max. LG-Bezirk in der ordentlichen Gerichtsbarkeit).
Besonderheit in Hessen ist sicher, dass in den letzten Jahren sehr viel eingestellt wurde, jetzt der Bedarf gedeckt ist und man sich "leisten" weniger (oder nicht, das ist aber selten) geeignete Proberichterinnen und Proberichter in der Probezeit "los zu werden". Das ging früher kaum, weil jeder gebraucht wurde.
Klar, schöner wäre es, wenn bereits weniger geeignete Bewerber gar nicht eingestellt worden wären. Aber manchmal fällt die (eher) geringere Eignung auch wirklich erst in der Probezeit auf.
Das war schon immer so, ist jetzt (wegen o.g.) etwas häufiger. Normalerweise einigt man sich und trennt sich im Einvernehmen. In DA scheint es gerade (kenne es nur vom Hörensagen) Fälle zu geben, wo es kein Einvernehmen gibt. Das schlägt dann (emotional sehr verständlich) höhere Wellen, ist aber keinesfalls typisch, auch für Darmstadt nicht. Zumal es meistens mehrere Chancen gibt (Dezernatswechsel, Gerichtswechsel, LG statt AG etc. - Ob das hier so war, weiß ich aber aus der Ferne nicht).
Jedenfalls sollten diese Fälle, auch wenn sie natürlich unschön und für die Beteiligten sehr belastend sind, nicht von einer Bewerbung abhalten, wenn man eigentlich in die Justiz will. 1. Exit aus der Justiz geht immer. 2. Unschöne Auseinandersetzungen gibt es (wahrscheinlich sogar häufiger) auch anderswo.
Grüße aus der hessischen Sozialgerichtsbarkeit! :-)
Besonderheit in Hessen ist sicher, dass in den letzten Jahren sehr viel eingestellt wurde, jetzt der Bedarf gedeckt ist und man sich "leisten" weniger (oder nicht, das ist aber selten) geeignete Proberichterinnen und Proberichter in der Probezeit "los zu werden". Das ging früher kaum, weil jeder gebraucht wurde.
Klar, schöner wäre es, wenn bereits weniger geeignete Bewerber gar nicht eingestellt worden wären. Aber manchmal fällt die (eher) geringere Eignung auch wirklich erst in der Probezeit auf.
Das war schon immer so, ist jetzt (wegen o.g.) etwas häufiger. Normalerweise einigt man sich und trennt sich im Einvernehmen. In DA scheint es gerade (kenne es nur vom Hörensagen) Fälle zu geben, wo es kein Einvernehmen gibt. Das schlägt dann (emotional sehr verständlich) höhere Wellen, ist aber keinesfalls typisch, auch für Darmstadt nicht. Zumal es meistens mehrere Chancen gibt (Dezernatswechsel, Gerichtswechsel, LG statt AG etc. - Ob das hier so war, weiß ich aber aus der Ferne nicht).
Jedenfalls sollten diese Fälle, auch wenn sie natürlich unschön und für die Beteiligten sehr belastend sind, nicht von einer Bewerbung abhalten, wenn man eigentlich in die Justiz will. 1. Exit aus der Justiz geht immer. 2. Unschöne Auseinandersetzungen gibt es (wahrscheinlich sogar häufiger) auch anderswo.
Grüße aus der hessischen Sozialgerichtsbarkeit! :-)
11.05.2025, 09:15
(10.05.2025, 15:14)RSG schrieb: Bitte bei der Diskussion in Erwägung ziehen, dass es nicht "die Justiz" gibt, sondern viel mit den jeweiligen Direktorinnen und Direktoren, Präsidentinnen und Präsidenten, sowie den Verantwortlichen in der Personalabteilung zusammenhängt. Die Stimmung wird lokal geprägt, da gibt es gute und schlechte Führungskräfte - entsprechend ist die Situation lokal sehr unterschiedlich und nicht bundeslandsspezifisch, sondern eher gerichtsspezifisch (max. LG-Bezirk in der ordentlichen Gerichtsbarkeit).Volle Zustimmung dazu. Man muss trotz allem im Blick behalten, dass bei den allermeisten die Probezeit unproblematisch verläuft. In den meisten Gerichten herrscht nach meiner Wahrnehmung auch ein durchaus ausgeprägter Zusammenhalt gegenüber der Verwaltung, gerade auch, was die Proberichter angeht.
Besonderheit in Hessen ist sicher, dass in den letzten Jahren sehr viel eingestellt wurde, jetzt der Bedarf gedeckt ist und man sich "leisten" weniger (oder nicht, das ist aber selten) geeignete Proberichterinnen und Proberichter in der Probezeit "los zu werden". Das ging früher kaum, weil jeder gebraucht wurde.
Klar, schöner wäre es, wenn bereits weniger geeignete Bewerber gar nicht eingestellt worden wären. Aber manchmal fällt die (eher) geringere Eignung auch wirklich erst in der Probezeit auf.
Das war schon immer so, ist jetzt (wegen o.g.) etwas häufiger. Normalerweise einigt man sich und trennt sich im Einvernehmen. In DA scheint es gerade (kenne es nur vom Hörensagen) Fälle zu geben, wo es kein Einvernehmen gibt. Das schlägt dann (emotional sehr verständlich) höhere Wellen, ist aber keinesfalls typisch, auch für Darmstadt nicht. Zumal es meistens mehrere Chancen gibt (Dezernatswechsel, Gerichtswechsel, LG statt AG etc. - Ob das hier so war, weiß ich aber aus der Ferne nicht).
Jedenfalls sollten diese Fälle, auch wenn sie natürlich unschön und für die Beteiligten sehr belastend sind, nicht von einer Bewerbung abhalten, wenn man eigentlich in die Justiz will. 1. Exit aus der Justiz geht immer. 2. Unschöne Auseinandersetzungen gibt es (wahrscheinlich sogar häufiger) auch anderswo.
Grüße aus der hessischen Sozialgerichtsbarkeit! :-)
11.05.2025, 12:19
Ich bin Richter in Frankfurt und kann versichern, dass hier jedenfalls nicht so zu geht. Alle sind sehr kollegial und nett, aber keine Ahnung, was in Darmstadt los ist.