27.12.2024, 15:09
(26.12.2024, 16:53)younglawyer schrieb: Danke für deine Antwort. Ich würde sehr gern in eine GK und bin auch wirklich sehr willens mehr zu arbeiten aber ich frage mich, wie es da dann weitergeht? Ich habe leider nicht so wirklich meine Leidenschaft bis dato entdeckt und mache mir sorgen, dass ich dann mit 40 aus der GK raus fliege und vor dem Nichts stehe
Dann bewirb dich bei verschiedenen. Du weißt doch nie, wie sich dein Leben in 2, 5, 10 oder 20 Jahren verändern wird. Wenn du doch vollkommen orientierungslos bist, dann nimm das zunächst an und lass dich treiben. Bewirb dich, schau, ob du überhaupt eine Stelle bekommst und fang an zu arbeiten. Du wirst dann schon sehen, wo die Reise hingeht und ob dir das alles so gefällt. Dich wird sicherlich keiner grundlos mit 40 kündigen und wer sagt dir, ob du in 7 Jahren überhaupt noch dort arbeitest. Vielleicht hast du in 7 Jahren eine Frau und einen Säugling. Dadurch verschieben sich ganz schnell Prioritäten und was dir heute wichtig war, ist dir morgen egal.
Überdenk nicht alles, sondern bewirb dich erst einmal, wenn du in einer GK arbeiten willst. Denn bevor du den 10 Schritt gehst, solltest du es mit dem ersten Schritt versuchen.
Alles Gute 🌺
05.01.2025, 18:38
Mit 33 bist du noch unendlich jung. Dir stehen noch so, so viele Wege offen; manche länger, andere kürzer, und manche gar nicht so juristisch.
Ich fange mal mit der GK an:
Vorweg: Ich war nie in einer, sodass ich dahingehend keine eigenen Erfahrungen habe. Ich weiß nur, was für ein Arbeitsumfang das ist und wie die ca. bezahlen.
Aber ich weiß, was es heißt, über Monate, Jahre 50, 60 und 70 Stunden die Woche zu arbeiten. Habe ich jahrelang in anderen Kontexten getan. Fand's echt geil, war stolz auf meine kranke Leistungsfähigkeit, und habe auf andere ziemlich herabgesehen, die sich einfach das Recht genommen haben, über eine 40-h-Woche zu "jammern". Was ich nicht gesehen habe: wie strunzdumm ich bin. Das habe ich dann im burn-out festgestellt. Wenn du da liegst und heulen möchtest, weil selbst das Atmen zu anstrengend ist, aber Heulen selbst ja noch viel mehr Energie brauchst, die du nicht hast und deswegen nicht kannst, dann ist das Ausmaß an Lebensfreude relativ überschaubar.
Dir dankt übrigens hinterher keiner, dass du dich aufgeopfert hast. Das sollte einem immer klar sein - als Arbeit leistender Mensch sind wir alle ersetzbar, und werden schneller ersetzt, als wir "Lebensleistung" buchstabieren können.
Von daher bitte ich dich einfach, da gut auf dich aufzupassen, wenn du diesen Weg gehen möchtest.
Meine beste Freundin ist in die Verwaltung gegangen, und ist dort sehr sehr glücklich. Als Anwältin war sie kreuzunglücklich; so sehr, dass sie gesagt hat, sie würde nicht wieder Jura studieren, wenn sie gewusst hätte, dass das Leben mal so wird. Inzwischen ist sie auf Lebenszeit verbeamtet und in leitender Position.
Du kannst dich auch Richtung Forschung und Lehre orientieren und dich als WissMitt an einer Uni bewerben. Ich hab 4 Jahre lang an der Uni gearbeitet und fand die Arbeit schön. Du könntest dich auch um eine Promotion bemühen, wenn du das Gefühl hast, deine Noten könnten dir Schwierigkeiten machen, in eine GK hineinzukommen. Das "Vorder- und Hinterzeug", also der Dr und LLM, sind immer noch viel Wert, höre ich regelmäßig.
Du könntest bei Versicherungen arbeiten, du könntest bei NGOs einsteigen, wenn du etwas Richtung Menschenrechte oder Naturschutz machen willst.
Oder du könntest zur Bundeswehr gehen, im zivilen Zweig als Volljuristin, oder im militärischen auf ganz vielen verschiedenen Positionen. Da kommen auch die Wehrgerichte zum Tragen, die ich im anderen Thread ansprach.
Verwaltung auf allen Ebenen sucht händeringend nach Volljuristen.
Um da eine bessere Orientierung zu bekommen, würde ich erstmal ein paar Fragen voranstellen:
1. Was interessiert dich beruflich? Welchen Schwerpunkt sollte eine Tätigkeit haben? Und was wäre ein deal-breaker, also ein absolutes no-go für dich?
2. Ist Geld ein relevanter Faktor für dich?
3. Ist Zeit für dich wichtig? Möchtest du eine work-life-balance?
4. Ist viel Menschenkontakt ein pro oder ein con für dich?
5. (Die verhasste Frage:) Wo möchtest du in 10 Jahren sein? Nicht, wo du dich realistisch siehst, sondern wo du wirklich sein willst.
Du musst diese Fragen natürlich nicht hier öffentlich beantworten. Aber vielleicht sind sie geeignet, einfach mal Gedanken loszutreten.
Ich fange mal mit der GK an:
Vorweg: Ich war nie in einer, sodass ich dahingehend keine eigenen Erfahrungen habe. Ich weiß nur, was für ein Arbeitsumfang das ist und wie die ca. bezahlen.
Aber ich weiß, was es heißt, über Monate, Jahre 50, 60 und 70 Stunden die Woche zu arbeiten. Habe ich jahrelang in anderen Kontexten getan. Fand's echt geil, war stolz auf meine kranke Leistungsfähigkeit, und habe auf andere ziemlich herabgesehen, die sich einfach das Recht genommen haben, über eine 40-h-Woche zu "jammern". Was ich nicht gesehen habe: wie strunzdumm ich bin. Das habe ich dann im burn-out festgestellt. Wenn du da liegst und heulen möchtest, weil selbst das Atmen zu anstrengend ist, aber Heulen selbst ja noch viel mehr Energie brauchst, die du nicht hast und deswegen nicht kannst, dann ist das Ausmaß an Lebensfreude relativ überschaubar.
Dir dankt übrigens hinterher keiner, dass du dich aufgeopfert hast. Das sollte einem immer klar sein - als Arbeit leistender Mensch sind wir alle ersetzbar, und werden schneller ersetzt, als wir "Lebensleistung" buchstabieren können.
Von daher bitte ich dich einfach, da gut auf dich aufzupassen, wenn du diesen Weg gehen möchtest.
Meine beste Freundin ist in die Verwaltung gegangen, und ist dort sehr sehr glücklich. Als Anwältin war sie kreuzunglücklich; so sehr, dass sie gesagt hat, sie würde nicht wieder Jura studieren, wenn sie gewusst hätte, dass das Leben mal so wird. Inzwischen ist sie auf Lebenszeit verbeamtet und in leitender Position.
Du kannst dich auch Richtung Forschung und Lehre orientieren und dich als WissMitt an einer Uni bewerben. Ich hab 4 Jahre lang an der Uni gearbeitet und fand die Arbeit schön. Du könntest dich auch um eine Promotion bemühen, wenn du das Gefühl hast, deine Noten könnten dir Schwierigkeiten machen, in eine GK hineinzukommen. Das "Vorder- und Hinterzeug", also der Dr und LLM, sind immer noch viel Wert, höre ich regelmäßig.
Du könntest bei Versicherungen arbeiten, du könntest bei NGOs einsteigen, wenn du etwas Richtung Menschenrechte oder Naturschutz machen willst.
Oder du könntest zur Bundeswehr gehen, im zivilen Zweig als Volljuristin, oder im militärischen auf ganz vielen verschiedenen Positionen. Da kommen auch die Wehrgerichte zum Tragen, die ich im anderen Thread ansprach.
Verwaltung auf allen Ebenen sucht händeringend nach Volljuristen.
Um da eine bessere Orientierung zu bekommen, würde ich erstmal ein paar Fragen voranstellen:
1. Was interessiert dich beruflich? Welchen Schwerpunkt sollte eine Tätigkeit haben? Und was wäre ein deal-breaker, also ein absolutes no-go für dich?
2. Ist Geld ein relevanter Faktor für dich?
3. Ist Zeit für dich wichtig? Möchtest du eine work-life-balance?
4. Ist viel Menschenkontakt ein pro oder ein con für dich?
5. (Die verhasste Frage:) Wo möchtest du in 10 Jahren sein? Nicht, wo du dich realistisch siehst, sondern wo du wirklich sein willst.
Du musst diese Fragen natürlich nicht hier öffentlich beantworten. Aber vielleicht sind sie geeignet, einfach mal Gedanken loszutreten.
05.01.2025, 19:38
Ich würde so gern mit dir mal näher in Kontakt treten hyänemithut! Das ist alles unglaublich hilfreich
05.01.2025, 20:27
(05.01.2025, 19:38)younglawyer schrieb: Ich würde so gern mit dir mal näher in Kontakt treten hyänemithut! Das ist alles unglaublich hilfreich
Das kann ich erst ab März gewährleisten. Momentan bin ich selbst immer mal wieder ein riesiges Nervenbündel, weil ich im Februar meinen Zweitversuch schreibe, und mich stellenweise doch etwas von der Panik anstecken lassen. Daneben versuche ich, einen groben Plan für ein bundesweites Studienprojekt zum Ref zu entwerfen, das ich im März im besten Fall dem JM präsentieren will, alles etwas tight gerade.

Danach aber gerne möglich!