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Einstellung Richter - Druckversion

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RE: Einstellung Richter - Gast - 08.02.2019

Man muss das aber auch relativ sehen. Wenn man bedenkt, dass vor ein paar Jahren nur Leute eingestellt wurden, die zweistellig im zweiten hatten, sollte man so Aussagen von Personalverantwortlichen und AG-Leitern, dass die Notenanforderungen gesenkt werden, mit Vorsicht genießen - den aus deren Augen sind die Anforderungen in der Tat schon extrem gesunken.


RE: Einstellung Richter - BewerberBerlin - 09.02.2019

Ich sehe einer Bewerbung bei der Justiz mittlerweile sehr gelassen entgegen, weil die Zeit einfach für die Bewerber spricht:

1. Die sehr genau prognostizierten Zahlen wieviele Leute in den kommenden Jahren, insbesondere im Osten, aus der Justiz ausscheiden werden.
2. Der zusätzliche Bedarf an Justizpersonal durch den Pakt für den Rechtsstaat.
3. Die aktuellen Tendenzen in der Rspr des BVerfG zur Länge der Untersuchungshaft. Bei weiteren Entlassungen wegen überlanger Verfahrensdauer wird die Justiz gezwungen sein zumindest mal alle vorhandenen Stellen zu besetzen.
3. Die Lohnentwicklungen in der Realwirtschaft: Sämtliche Referendarkollegen mit ausreichendem Examen bekommen in Berlin als Anwälte um die 50-60 brutto.

Was mir vor allem auffällt, ist die Unflexibilität der Justiz. Unternehmen, Kanzleien und selbst die Ministerien rücken von konkreten Notenanforderungen ab. Meistens werden befriedigende Examnia gefordert und der Rest wird dem Bewerbungsgespräch überlassen. In Anbetracht der sehr subjektiven Komponenten bei der Notenvergabe (beim GJPA sind durch die mündliche Prüfung Notensprünge von 0,3 bis 3 Punkten möglich) halte ich das für den richtigen Weg.


RE: Einstellung Richter - Gast - 09.02.2019

Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.


RE: Einstellung Richter - Judge - 09.02.2019

[quote pid='21119' dateline='1549712941']
Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.
[/quote]

Das sehe ich genauso. Gerade in den Ballungszentren gibt es einen konstanten Wechsel auf Großkanzleien in die Justiz. Dazu kommt, dass auch die Referendare in diesen Gebieten regelmäßig von vornherein die besseren Noten mitbringen. Kurzum: Unter 8x + ein VB (idR sogar 2x VB) wird auch in Zukunft nur auf dem Land was möglich sein (wenn überhaupt, denn da wollen auch immer wieder "gute" Leute hin)


RE: Einstellung Richter - BewerberBerlin - 09.02.2019

(09.02.2019, 14:06)Judge schrieb:  [quote pid='21119' dateline='1549712941']
Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.

Das sehe ich genauso. Gerade in den Ballungszentren gibt es einen konstanten Wechsel auf Großkanzleien in die Justiz. Dazu kommt, dass auch die Referendare in diesen Gebieten regelmäßig von vornherein die besseren Noten mitbringen. Kurzum: Unter 8x + ein VB (idR sogar 2x VB) wird auch in Zukunft nur auf dem Land was möglich sein (wenn überhaupt, denn da wollen auch immer wieder "gute" Leute hin)
[/quote]

Die Justiz hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich die Notenanforderungen abgesenkt, warum soll sich dieser Trend jetzt aufeinmal auf Grund der oben genannten Indikatoren ändern. Das mag für die Ballungszentren verzögert eintreten, aber ich halte es auch dort nicht aufzuhalten.


RE: Einstellung Richter - Judge - 09.02.2019

(09.02.2019, 14:21)BewerberBerlin schrieb:  
(09.02.2019, 14:06)Judge schrieb:  [quote pid='21119' dateline='1549712941']
Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.

Das sehe ich genauso. Gerade in den Ballungszentren gibt es einen konstanten Wechsel auf Großkanzleien in die Justiz. Dazu kommt, dass auch die Referendare in diesen Gebieten regelmäßig von vornherein die besseren Noten mitbringen. Kurzum: Unter 8x + ein VB (idR sogar 2x VB) wird auch in Zukunft nur auf dem Land was möglich sein (wenn überhaupt, denn da wollen auch immer wieder "gute" Leute hin)

Die Justiz hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich die Notenanforderungen abgesenkt, warum soll sich dieser Trend jetzt aufeinmal auf Grund der oben genannten Indikatoren ändern. Das mag für die Ballungszentren verzögert eintreten, aber ich halte es auch dort nicht aufzuhalten.
[/quote]

Weil der von Dir beschriebene Trend einzig und allein auf den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen beruht. So gut wie jetzt war der Arbeitsmarkt für Juristen noch nie. Ich arbeite in einer Magic Circle Kanzlei. Vor 10 Jahren musste man hier mit 2x zweistelligen Examina und voller Kriegsbemalung aufschlagen und selbst dann war es nicht sicher. Heute kommen hier Leute mit zweimal 8 an und Reden von Work-Life-Balance. Was ich damit sagen will: Ich glaube besser als es jetzt ist, wird es nicht mehr werden. Die Zeiten werden sich auch wieder ändern und dann gibt es plötzlich keine Stellen mehr. Jetzt ist eine goldene Zeit, um sich den Job zu suchen den man machen will. Wer nicht mal aktuell etwas findet muss sich hingegen bald warm anziehen...vielleicht bin ich auch ein gnadenloser Pessimist :)


RE: Einstellung Richter - RefSH - 09.02.2019

(09.02.2019, 14:59)Judge schrieb:  
(09.02.2019, 14:21)BewerberBerlin schrieb:  
(09.02.2019, 14:06)Judge schrieb:  [quote pid='21119' dateline='1549712941']
Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.

Das sehe ich genauso. Gerade in den Ballungszentren gibt es einen konstanten Wechsel auf Großkanzleien in die Justiz. Dazu kommt, dass auch die Referendare in diesen Gebieten regelmäßig von vornherein die besseren Noten mitbringen. Kurzum: Unter 8x + ein VB (idR sogar 2x VB) wird auch in Zukunft nur auf dem Land was möglich sein (wenn überhaupt, denn da wollen auch immer wieder "gute" Leute hin)

Die Justiz hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich die Notenanforderungen abgesenkt, warum soll sich dieser Trend jetzt aufeinmal auf Grund der oben genannten Indikatoren ändern. Das mag für die Ballungszentren verzögert eintreten, aber ich halte es auch dort nicht aufzuhalten.

Weil der von Dir beschriebene Trend einzig und allein auf den aktuellen wirtschaftlichen Bedingungen beruht. So gut wie jetzt war der Arbeitsmarkt für Juristen noch nie. Ich arbeite in einer Magic Circle Kanzlei. Vor 10 Jahren musste man hier mit 2x zweistelligen Examina und voller Kriegsbemalung aufschlagen und selbst dann war es nicht sicher. Heute kommen hier Leute mit zweimal 8 an und Reden von Work-Life-Balance. Was ich damit sagen will: Ich glaube besser als es jetzt ist, wird es nicht mehr werden. Die Zeiten werden sich auch wieder ändern und dann gibt es plötzlich keine Stellen mehr. Jetzt ist eine goldene Zeit, um sich den Job zu suchen den man machen will. Wer nicht mal aktuell etwas findet muss sich hingegen bald warm anziehen...vielleicht bin ich auch ein gnadenloser Pessimist :)
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In den nächsten 10 Jahren gehen 40 % aller Richter in Pension. Im Osten sogar teilweise 60 %. Die Zahl der Referendare sinkt seit 10 Jahren und hat seit 2009 um 25 % abgenommen. Der Bedarf an Anwälten ist sicherlich nicht geringer geworden und auch dort wird massiv in die Rente gegangen. Auf dem Land fehlen in manchen Regionen dutzende Notare. 

Nur weil jetzt der bisher beste Zeitpunkt ist, um in den Job einzusteigen, bedeutet das nicht, dass es keinen besseren mehr geben kann und wird. Sicherlich: es wird auch noch schlechter werden. Aber die Punkte, warum auch in Zukunft der Bedarf eher steigt, wurden hier bereits genannt. (Pensionierungswelle, Pakt für die Justiz, sinkende Abgängerzahlen usw.)


RE: Einstellung Richter - Fiora - 09.02.2019

Hinzu kommen ja auch noch sinkende bzw. stagnierende Studierendenzahlen.

Die Studienanfänger in Rechtswissenschaft belaufen sich seit nunmehr 8 Jahren konstant auf rund 16.000. Die Zahl der Studierenden insgesamt im selben Zeitraum auf ungefahr 500.000, obwohl bis dahin der Trend nach oben ging. Wenn man die baldigen Pensionswellen im Auge hat, muss man sich schon fragen, wo der Nachwuchs eigentlich herkommen soll.

Und ob man die Bestenauslese nur an der Note festmachen muss, halte ich auch für zweifelhaft. In anderen Berufen im ÖD werden ganz selbstverständlich auch andere Kriterien herangezogen, nur die Juristen klammern sich traditionsbewusst an ein Examen fest, das nur darüber eine Aussage trifft, wer sich während der Examensvorbereitung das meiste abstrakte Wissen in den Kopf hämmern konnte. Ich kenne aber genug Leute, die im Studium gut waren und im Examen mangels Tagesform oder wegen Aufregung o.ä. untergegangen sind. Umgekehrt gibt es Leute wie mich, deren Examen besser war als die meisten ihrer Studienleistungen. Ich sehe ja schon ein, dass jemand mit 20 Punkten aus 2 Examen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein besserer Jurist ist als jemand mit 10. Aber zwischen 12 und 16? Da können doch so viele kleine Faktoren die Note verzerren. Ich habe in einer Examensklausur im ÖR vom 1. Korrektor 10 und vom 2. Korrekktor 4 bekommen. Da bist du dann der Gnade des 3. Korrektors ausgeliefert, ob er dir die 10 gibt oder die 4.


RE: Einstellung Richter - Gast - 09.02.2019

(09.02.2019, 14:21)BewerberBerlin schrieb:  
(09.02.2019, 14:06)Judge schrieb:  [quote pid='21119' dateline='1549712941']
Weil es beim Staat einfach immernoch um die Bestenauslese geht, Art. 33 Abs. 2 GG. Das objektivste Kriterium ist nun einmal die Note. Das kann man jetzt doof finden, aber wenn es drei Stellen gibt und vier Bewerber, davon drei mal vb und einmal befriedigend, wird bestimmt nicht der mit befriedigend eingeladen.
Und bis es so weit ist, dass es nicht genug Beweber gibt, die 7,75+ haben, wird zumindest in den attraktiven Bezirken sehr viel Zeit vergehen, Rechtspakt hin oder her. 1000 Stellen auf 16 Länder verteilt ist auch nicht die Welt.

Das sehe ich genauso. Gerade in den Ballungszentren gibt es einen konstanten Wechsel auf Großkanzleien in die Justiz. Dazu kommt, dass auch die Referendare in diesen Gebieten regelmäßig von vornherein die besseren Noten mitbringen. Kurzum: Unter 8x + ein VB (idR sogar 2x VB) wird auch in Zukunft nur auf dem Land was möglich sein (wenn überhaupt, denn da wollen auch immer wieder "gute" Leute hin)

Die Justiz hat in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich die Notenanforderungen abgesenkt, warum soll sich dieser Trend jetzt aufeinmal auf Grund der oben genannten Indikatoren ändern. Das mag für die Ballungszentren verzögert eintreten, aber ich halte es auch dort nicht aufzuhalten.
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Weil man keine Richter haben will, die 6 Punkte haben.


RE: Einstellung Richter - Gast - 09.02.2019

(09.02.2019, 16:11)Fiora schrieb:  Hinzu kommen ja auch noch sinkende bzw. stagnierende Studierendenzahlen.

Die Studienanfänger in Rechtswissenschaft belaufen sich seit nunmehr 8 Jahren konstant auf rund 16.000. Die Zahl der Studierenden insgesamt im selben Zeitraum auf ungefahr 500.000, obwohl bis dahin der Trend nach oben ging. Wenn man die baldigen Pensionswellen im Auge hat, muss man sich schon fragen, wo der Nachwuchs eigentlich herkommen soll.

Und ob man die Bestenauslese nur an der Note festmachen muss, halte ich auch für zweifelhaft. In anderen Berufen im ÖD werden ganz selbstverständlich auch andere Kriterien herangezogen, nur die Juristen klammern sich traditionsbewusst an ein Examen fest, das nur darüber eine Aussage trifft, wer sich während der Examensvorbereitung das meiste abstrakte Wissen in den Kopf hämmern konnte. Ich kenne aber genug Leute, die im Studium gut waren und im Examen mangels Tagesform oder wegen Aufregung o.ä. untergegangen sind. Umgekehrt gibt es Leute wie mich, deren Examen besser war als die meisten ihrer Studienleistungen. Ich sehe ja schon ein, dass jemand mit 20 Punkten aus 2 Examen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein besserer Jurist ist als jemand mit 10. Aber zwischen 12 und 16? Da können doch so viele kleine Faktoren die Note verzerren. Ich habe in einer Examensklausur im ÖR vom 1. Korrektor 10 und vom 2. Korrekktor 4 bekommen. Da bist du dann der Gnade des 3. Korrektors ausgeliefert, ob er dir die 10 gibt oder die 4.

Kein Mensch hat 18 schlechte Tage.