Amts- oder Landgericht? - Frage948 - 28.07.2020
Hi,
wenn ihr in der Zivilstation die Wahl zwischen einer Zuweisung zum Amts- oder Landgericht habt, welches Gericht würdet ihr dann bevorzugen und weshalb? Insbesondere interessen mich Erfahrungsberichte in Bezug auf den Aufwand, den Mehrwert für das Examen und die Ausbildung.
Liebe Grüße
RE: Amts- oder Landgericht? - Gast - 28.07.2020
Ich würde lieber ans Amtsgericht gehen. Man hat da in der Regel eher dünnere Akten, die auch examensnäher (Wohnraummiete!) sind und kann davon auch mehr bearbeiten. Zumindest in meiner AG hatten die Leute, die am Amtsgericht waren, im Schnitt mehr Urteile geschrieben als die Leute am Landgericht. Sie hatten also mehr Übung im Urteileschreiben, was für das Examen nicht zu vernachlässigen ist.
Das Landgericht bietet sich aus meiner Sicht eher an, wenn man einen spezifischen Interessenschwerpunkt hat wie z.B. gewerblicher Rechtssschutz und zu einer spezialisierten Kammer möchte.
RE: Amts- oder Landgericht? - Gast - 28.07.2020
Fürs Examen eigentlich egal. Amtsgericht sind wesentlich mehr Fälle und weeesentlich mehr Verhandlungen, die du siehst. Dafür sind die Akten auch meist dünner als am Landgericht. Am Amtsgericht kannst du 2 Tage alleine für Verhandlungen rechnen, je nach Stelle des Richters. Am AG ist viel Mietrecht und sonst eben alles mögliche für unter 5000 Euro, am LG haben die Kammern Spezialzuständigkeiten, das ist wenig examensrelevant und bringt auch sonst nicht viel - die Kammern haben aber auch "normale" Verfahren und geben Referendaren idR eher solche.
RE: Amts- oder Landgericht? - Gast - 28.07.2020
(28.07.2020, 13:51)Gast schrieb: Ich würde lieber ans Amtsgericht gehen. Man hat da in der Regel eher dünnere Akten, die auch examensnäher (Wohnraummiete!) sind und kann davon auch mehr bearbeiten. Zumindest in meiner AG hatten die Leute, die am Amtsgericht waren, im Schnitt mehr Urteile geschrieben als die Leute am Landgericht. Sie hatten also mehr Übung im Urteileschreiben, was für das Examen nicht zu vernachlässigen ist.
Das Landgericht bietet sich aus meiner Sicht eher an, wenn man einen spezifischen Interessenschwerpunkt hat wie z.B. gewerblicher Rechtssschutz und zu einer spezialisierten Kammer möchte.
Ich bin der Vorposter und stimme insoweit zu, als man da eher mehr Urteile schreibt. Man sieht auch mehr Verhandlungen und es schleifen sich damit die Formalien in der Verhandlung besser ein. Bei uns hatten idR die am AG aber auch mehr zu tun, einfach schon, wiel es so viel mehr Verfahren waren.
RE: Amts- oder Landgericht? - Hallir - 28.07.2020
Aber dieses mehr zu tun haben, ist dann ja insoweit unschädlich, als dass es examensbezogen ist und einem "etwas bringt", oder verstehe ich das falsch?
RE: Amts- oder Landgericht? - Gast - 28.07.2020
Wie groß würdet ihr den praktischen Nutzen am AG denn bewerten, der dadurch entstehen soll, dass man mehr Akten mit mehr Examensbezug bearbeitet hat?
Ist das nicht auf andere Weise schnell kompensiert, etwa indem ein paar Probleklausuren geschrieben werden?
RE: Amts- oder Landgericht? - Gast - 28.07.2020
Ja. Halte den Nutzen der Station in dieser Hinsicht für eher gering. Man lernt aber ja auch nicht nur fürs Examen
RE: Amts- oder Landgericht? - GastHE - 28.07.2020
(28.07.2020, 14:27)Gast schrieb: Wie groß würdet ihr den praktischen Nutzen am AG denn bewerten, der dadurch entstehen soll, dass man mehr Akten mit mehr Examensbezug bearbeitet hat?
Ist das nicht auf andere Weise schnell kompensiert, etwa indem ein paar Probleklausuren geschrieben werden?
Joa, aber du musst es dann eben durch zusätzlichen Zeitaufwand erst einmal kompensieren ;)
Übrigens kann ich das so nicht unterschreiben. Ich war am LG in ner Kammer für Versicherungsrecht und habe auch dünne bis dicke Akten zu allen möglichen Themen bekommen. Es war eine Akte die Woche, Sitzung war auch einmal die Woche (2-4 Verhandlungen). Meine AG-Kollegen am AG hatten großteils genau so viel (oder wenig) zu tun.
RE: Amts- oder Landgericht? - BWGAST - 28.07.2020
Hatte am AG 6-8 Verhandlungen pro Woche, 2 Sitzungstage.
RE: Amts- oder Landgericht? - NRWrio - 28.07.2020
Ich war auch am LG in der Versicherungskammer und habe hauptsächlich die allgemeinen Einzelrichtersachen von meinem Ausbilder bekommen. Gerade im Rückblick hab ich das Gefühl, dass er mir wirklich sinnvolle Akten gegeben hat, weil manche Probleme darauf auch in Klausuren aufgetaucht sind. Ich hab jedenfalls nie gedacht, dass ich am LG falsch aufgehoben bin und die KollegInnen an den AGs alle besser wegkommen.
Wenn du über Empfehlungen vielleicht jemand tolles am LG kennst, würde ich lieber den/die nehmen, statt es am AG mit jemandem unbekannten zu probieren. Die Sache pauschal an LG oder AG festzumachen, halte ich für wenig zielführend.