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Normale Version: Zeitprobleme - Expertentipps gesucht
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Hallo zusammen, 

leider habe ich enorme Zeitprobleme. Den Großteil der Klausuren bekomme ich nicht fertig. Die meisten Tipps aus diesem Forum habe ich mir schon angeguckt, dennoch schaffe ich es nicht fertig zu werden. Und wenn ich fertig werde, dann fehlt es mir jedenfalls an den wichtigen Punkten an Eindringtiefe; obwohl ich eigentlich immer die rechtlichen Probleme erkenne und verorten kann. 

Dementsprechend suche ich hier Expertentipps und -erfahrungen zu Zeitmanagement und Eindringtiefe in Klausuren. Vielleicht sind ja die "Flitzer" unter euch bereit ein paar Geheimnisse zu teilen.

Zur Verständlichkeit hier mal ein paar Beispiele meiner Zeiteinteilung, die ich versuche einzuhalten, aber nicht einhalten kann (in der Regel kommt es ab dem Zeitpunkt wo ich beginne Sachen zu Papier zu bringen zu enormen Verzögerungen):

Urteilsklausur öffR
5 Min: Überfliegen und Bearbeiterhinweis lesen
30 Min: Sachverhalt lesen, markieren, ggf. Zeitstrahl o. Skizze (nicht immer - nur wenn kompliziert), Anfertigen eines Problemzettels (Rausschreiben von Problemen in einem Stichpunkt)
1 h: Lösungsskizze erstellen
50 min bis 1h: Tatbestand ausschreiben
2 h 25min: Entscheidungsgründe (Tenor, Nebenentscheidungen etc.)

(im ZivilR ist die Zeiteinteilung ähnlich; vllt etwas weniger Zeit für den Tatbestand)

StrafR (Staatsanwalt)
5 Min: Überfliegen und Bearbeiterhinweis lesen
30 Min: Sachverhalt lesen, markieren, Anfertigen eines Problemzettels (Rausschreiben von Problemen in einem Stichpunkt)
30 Min: Kurzes Herausschreiben der Tatbestände mit Hinweise zu Problemen
2h 30 Min: A & B-Gutachten
1h 25 Min: Anklage und VfG.

(in der Revision komme ich gut zurecht)

Anwaltsklausur/Behördenklausur (öffR/ZivR)
5 Min: Überfliegen und Bearbeiterhinweis lesen
30 Min: Sachverhalt lesen, markieren, Anfertigen eines Problemzettels (Rausschreiben von Problemen in einem Stichpunkt)
1 h: Lösungsskizze erstellen
2h: Mandantenbegehren u. Gutachten
30 Min: Zweckmäßigkeit
55 Min: Praktischer Teil

Das sind in der Regel auch nur ungefähre Zeiteinteilungen, die sich je nach dem auch verschieben, und dann wieder ausgleichen. Der Schwerpunkt meines Problems liegt darin, dass ich bei den Teilen, bei denen man viel schreiben muss (Tatbestand, Gutachten, Entscheidungsgründe, etc.) dann enorm in Verzug gerate.

Ich brauche bitte ganz dringend Hilfe! Ich verzweifele bald.

Vielen Dank und liebe Grüße
Hey!

ein paar Punkte:

1. Ich halte den "Problemzettel" zusätzlich zur Lösungskizze nicht für notwendig. Markiere die besonderen Punkte evtl mit Textmarker oder einem Symbol am Rand und belasse es bei der Einordnung in die Lösungsskizze. 

2. Tatbestand kann man wahrscheinlich schneller (falls Du viel überlegen musst)/knapper (falls Du Argumente oä alle wörtlich wiedergibst) machen.

3. ZMK war bei uns nicht ganz so oft Svhwerpunkt im ÖR und Feststellungsstil reichte. Ist aber schwer zu beurteilen.


Aber ob ich Experte bin, sei mal dahingestellt :-D
Es ist schwer, eine Fernprognose zu stellen, wie du nun schneller fertig werden kann. Die Zeiteinteilung liest sich ähnlich wie bei mir. Ich habe aber meist nur 20-30 Minuten zum lesen gebraucht und habe nicht überflogen zuvor. Sodann habe ich ca 1-1.30 h die Lösungsskizze gemacht, aber meist nur oberflächlich mit Kommentarstellen, die ich abschreiben möchte und wie ich mich entscheiden wollte. Argumentation kam bei mir meist beim Schreiben im Detail, auf der Skizze standen vielleicht die Seiten der Akte drauf, die ich zur Argumentation benötigte. 

Eine Problemübersicht halte ich für sinnvoll, ist aber fraglich, wie man die macht. Ich habe während dem Durchlesen einen Gedankenzettel angefertigt, auf dem meist die Probleme aufgeschrieben wurden (also bspw. (P): Kausalität/Beweisbarkeit/BVV-Abhöhrmaßnahme o.ä.). Die habe ich dann in der Lösungsskizze im Schema kurz eingeordnet und die Fundstelle im Kommentar dazu geschrieben.

Meinerseits war es immer gut, ca 3 Stunden für die Reinschrift zu haben. Mehr war gut, weniger wurde vermieden, dann hatte ich lieber eine oberflächlichere Skizze. 

Als Tipp: Du solltest vielleicht noch ein wenig mehr Übung vornehmen. Schreib viele Klausuren und schau, was du bei den Klausuren verbessern möchtest. Versuch die Skizze schneller/kürzer zu fertigen und schau, ob das für dich funktioniert. Versuch mehr im Urteilsstil/Feststellungsstil zu schreiben, wenn was unproblematisch ist und fokussier dich auf die Probleme. Funktioniert nichts, musst du schneller schreiben üben.
1. Nur Bearbeiterhinweis lesen (nicht extra nochmal Überfliegen)

2. Schneller Lesen lernen, das kann bei >20 Seiten schon einen Unterschied machen. Hierfür gibt es extra Tipps+Tricks (kannst du einfach googlen). (Hier natürlich dann die Gefahr, was Wichtiges zu Übersehen - also ausprobieren und gucken, ob es klappt oder nicht).

3. Kein extra Rausschreiben von Problemen. Entweder direkt in Lösungsskizze, oder z.B. beim Lesen direkt Post-It dran kleben - das geht ggf. schneller.

4. Lösungsskizze schneller als 1 Stunde: z.B.: weniger ausführlich (Argumente lediglich als Stichpunkt). Dinge, die du aus dem FF eh kannst stark abkürzen, keinesfalls ausschreiben. etc.
(Natürlich Typsache - aber ich würde es zumindest ausprobieren).

5. Üben, üben, üben -> mit der Übung wirst du schneller - vor allem kommen dann alle Standardformulierungen schnell aus der Hand. Am besten schreibst du sämtliche Probeklausuren zukünftig sogar in maximal 4.5 Stds statt 5, weil du so noch mehr unter Druck bist mal was kürzer oder schneller zu machen und mehr Zeit auf die eigentlichen Probleme zu verwenden. Wenn du dies dann gewohnt bist, hast du im Examen dann ein bisschen mehr Luft für Nervosität und noch bessere Ausführungen.
(23.04.2024, 12:14)Anonym01 schrieb: [ -> ]1. Nur Bearbeiterhinweis lesen (nicht extra nochmal Überfliegen)

2. Schneller Lesen lernen, das kann bei >20 Seiten schon einen Unterschied machen. Hierfür gibt es extra Tipps+Tricks (kannst du einfach googlen). (Hier natürlich dann die Gefahr, was Wichtiges zu Übersehen - also ausprobieren und gucken, ob es klappt oder nicht).

3. Kein extra Rausschreiben von Problemen. Entweder direkt in Lösungsskizze, oder z.B. beim Lesen direkt Post-It dran kleben - das geht ggf. schneller.

4. Lösungsskizze schneller als 1 Stunde: z.B.: weniger ausführlich (Argumente lediglich als Stichpunkt). Dinge, die du aus dem FF eh kannst stark abkürzen, keinesfalls ausschreiben. etc.
(Natürlich Typsache - aber ich würde es zumindest ausprobieren).

5. Üben, üben, üben -> mit der Übung wirst du schneller - vor allem kommen dann alle Standardformulierungen schnell aus der Hand. Am besten schreibst du sämtliche Probeklausuren zukünftig sogar in maximal 4.5 Stds statt 5, weil du so noch mehr unter Druck bist mal was kürzer oder schneller zu machen und mehr Zeit auf die eigentlichen Probleme zu verwenden. Wenn du dies dann gewohnt bist, hast du im Examen dann ein bisschen mehr Luft für Nervosität und noch bessere Ausführungen.

Ich möchte mich insbesondere dem letztgenannten Punkt anschließen. Ich habe am Anfang 7 Stunden oder noch mehr gebraucht und bin durch das Schreiben vieler Klausuren am Ende bei Max 4.5h, häufig aber sogar bei 4 rausgekommen. Im Examen selbst hatte ich dann meist eine zeitliche Punktlandung.
Der letzte Punkt meines Vorredners ist Gold wert. Probeklausuren (auch wenn das 2 Punkte weniger bedeutet, es zählt ja nur das Examen!) in 4:30 schreiben mit Timer. Was nach 4:30 nicht fertig ist = Pech. Üben bringt enorm viel. Eine Klausur muss zum Bestehen nicht super toll sein, aber halt für die Praxis verwertbar, sprich: abgeschlossen. In der Praxis hat man auch oft nicht die Zeit zur Verfügung, dass es 100 % perfekt ist.
(29.04.2024, 07:58)Strafverteidiger schrieb: [ -> ]Der letzte Punkt meines Vorredners ist Gold wert. Probeklausuren (auch wenn das 2 Punkte weniger bedeutet, es zählt ja nur das Examen!) in 4:30 schreiben mit Timer. Was nach 4:30 nicht fertig ist = Pech. Üben bringt enorm viel. Eine Klausur muss zum Bestehen nicht super toll sein, aber halt für die Praxis verwertbar, sprich: abgeschlossen. In der Praxis hat man auch oft nicht die Zeit zur Verfügung, dass es 100 % perfekt ist.

Wo kann man denn deiner Meinung nach am besten Abstriche machen? Denke schon, dass es bei mir an einem gewissen Klausurperfektionismus liegt...
(23.04.2024, 18:55)Qwertzasd schrieb: [ -> ]
(23.04.2024, 12:14)Anonym01 schrieb: [ -> ]1. Nur Bearbeiterhinweis lesen (nicht extra nochmal Überfliegen)

2. Schneller Lesen lernen, das kann bei >20 Seiten schon einen Unterschied machen. Hierfür gibt es extra Tipps+Tricks (kannst du einfach googlen). (Hier natürlich dann die Gefahr, was Wichtiges zu Übersehen - also ausprobieren und gucken, ob es klappt oder nicht).

3. Kein extra Rausschreiben von Problemen. Entweder direkt in Lösungsskizze, oder z.B. beim Lesen direkt Post-It dran kleben - das geht ggf. schneller.

4. Lösungsskizze schneller als 1 Stunde: z.B.: weniger ausführlich (Argumente lediglich als Stichpunkt). Dinge, die du aus dem FF eh kannst stark abkürzen, keinesfalls ausschreiben. etc.
(Natürlich Typsache - aber ich würde es zumindest ausprobieren).

5. Üben, üben, üben -> mit der Übung wirst du schneller - vor allem kommen dann alle Standardformulierungen schnell aus der Hand. Am besten schreibst du sämtliche Probeklausuren zukünftig sogar in maximal 4.5 Stds statt 5, weil du so noch mehr unter Druck bist mal was kürzer oder schneller zu machen und mehr Zeit auf die eigentlichen Probleme zu verwenden. Wenn du dies dann gewohnt bist, hast du im Examen dann ein bisschen mehr Luft für Nervosität und noch bessere Ausführungen.

Ich möchte mich insbesondere dem letztgenannten Punkt anschließen. Ich habe am Anfang 7 Stunden oder noch mehr gebraucht und bin durch das Schreiben vieler Klausuren am Ende bei Max 4.5h, häufig aber sogar bei 4 rausgekommen. Im Examen selbst hatte ich dann meist eine zeitliche Punktlandung.

Wie hast du denn gelernt schneller zu werden? Ich schreibe auch Klausuren (ca. 2 mal die Woche) ich werde aber gefühlt immer langsamer, anstatt schneller :(