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Normale Version: Vergleichbarkeit E-Examen
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Hallo zusammen,

einige Kandidaten dürfen aufgrund chronischer (oder einmaliger) Beschwerden bereits an Computern schreiben (in NRW). Sie erhalten aber dieselbe Bearbeitungszeit. Wird dies bei der Korrektur berücksichtigt? 

Schließlich formuliere ich an der Tastatur - verglichen zur Handschrift - 4-5x schneller aus. Ich tippe 120-125 Wörter pro Minute; per Hand komme ich nicht im Ansatz an diese Geschwindigkeit heran. Netter Nebeneffekt: ich verbrauche deutlich weniger Kapazitäten für die Erstellung eines sauberen Schriftbildes und kann mich wegen der übersichtlicheren Darstellung besser auf Formulierungen fokussieren.
Entsprechend gelingt die Verschriftlichung deutlich schneller; es bleibt mehr Zeit für die Herleitung der Lösung. Zusätzlich ist wegen des einheitlichen Schriftbildes die B-Note gerettet (ganz abgesehen von schönerer Gliederung oder Korrekturen bei handschriftlicher Anfertigung).

Gibt es eine Aussicht, aufgrund einer solchen Benachteiligung einen Widerspruch gegen die Benotung einzulegen, mit dem Erfolg, einen weiteren Versuch am Computer fertigen zu dürfen?

Es kann doch keiner mehr widersprechen, dass die handschriftliche Ausfertigung ungefähr die letztrangig abzuprüfende Kompetenz im gesamten Verfahren sein sollte - aber die mit Abstand zeitintensivste.
Leider werde ich im nächsten Jahr keinen Verbesserungsversuch mehr schreiben dürfen, sodass ich nicht einfach abwarten kann, bis das E-Examen auch in NRW angeboten wird. Ich fühle mich heftigst benachteiligt.

Hat hierbei jemand Erfahrungen?
Zitat:Ich tippe etwa 120-125 Wörter pro Minute

Damit tippst du 80% schneller als eine professionelle Schreibkraft. Mit 125 Wörtern wärst du ca. auf dem Niveau eines professionellen Stenographen in Eilschrift… 

Zur Frage, manchmal ist ein unsauberes Schriftbild auch von Vorteil. ;-)
(12.02.2023, 15:34)Patenter Gast schrieb: [ -> ]
Zitat:Ich tippe etwa 120-125 Wörter pro Minute

Damit tippst du 80% schneller als eine professionelle Schreibkraft. Mit 125 Wörtern wärst du ca. auf dem Niveau eines professionellen Stenographen in Eilschrift… 

Zur Frage, manchmal ist ein unsauberes Schriftbild auch von Vorteil. ;-)

Das kann sehr gut sein. Mein Fokus ist am Bildschirm und Tastatur ein strukturierterer, als am Papier. Ich kann bestätigen, dass meine Leistung darunter leidet - zumal in meinen Klausuren auch bereits Anmerkungen wie "nicht lesbar" waren.
Ich hatte beim schriftlichen Examen wie einige andere auch enorme Zeitprobleme und vor allem auch extreme Schmerzen in der Hand. Ohne Zweifel ist das E-Examen, wenn man einigermaßen schnell an der Tastatur ist um ein vielfaches einfacher.

Ich frage mich auch, ob der Bewertungsmaßstab da irgendwie geändert wird. Es ist mMn auch nicht nur ein kleiner Vorteil, sondern wirklich ein wirklich ganz gewaltiger Vorteil, weshalb das schon eine ziemliche Ungleichbehandlung ist.
Ansich ist die Umstellung aufs E-Examen aber sicherlich zu begrüßen.
Auf einer Fortbildung für Prüfer wurde uns gesagt, dass die Noten bei getipptem Text tendenziell schlechter ausfallen, weil man nicht wie bei schlecht lesbarer Handschrift Schlagworte sucht und abhakt, wenn man sie entziffert hat, sondern plötzlich auch die ungeschickten und unpräzisen Ausführungen zu Nebensachen klar lesbar sind, die man sonst übersehen hat. Quelle habe ich nicht, ist aber plausibel.
Andererseits gibt es den psychologischen Effekt, dass leichte Lesbarkeit unterbewusst als richtig bewertet wird.
Ich würde mal vermuten, dass im Ergebnis gute Bearbeiter mit schlechter Handschrift profitieren und schlechte mit schlechter Handschrift nicht...
Sorry, aber das einfach so als Vorteil abzutun ist ziemlich unreflektiert. 
Ich habe selber am PC Examen schreiben müssen, aufgrund eines chronischen Tennisarms. Ich werde vermutlich (klingt dramatisch, ist aber so) aufgrund der Examensvorbereitung nie wieder mehr als 1 Seite handschriftlich schreiben können und auch viele andere Dinge fallen mir im Alltag sehr schwer. Ich musste zu zwei Amtsärzten, brauchte drei Gutachten um dann auf den Good Will vom JPA zu hoffen. Bei einmaligen Beschwerden bekommt man eine Erlaubnis am PC zu schreiben erst recht nicht. Es ist kein Vorteil, sondern wie der Name schon sagt lediglich ein Nachteilsausgleich.
Also bitte ein bisschen drüber nachdenken, bevor man das "E-Examen" so leichtfertig abtut.
Ich hab mein 2. Examen am PC geschrieben und wäre sonst in fast allen Klausuren nie im Leben fertig geworden. Auch copy and paste und das Einfügen von Abschnitten in die vorgetippt LK stellen einen Vorteil dar. Ich habe es insgesamt als positiv empfunden und ua darum meinen ref Standort gewählt. Aus Korrekturerfahrung kann ich auch persönlich sagen, dass getippte Klausuren und die bessere Lesbarkeit bei mir zu besserer Laube geführt haben, als Kopfschmerzen nach 5 Seiten fast unlesbarem Geschmiere....
Smile
Sorry dass du kein Rechtschreibprogramm benutzen durftest und copy Paste nicht immer geklappt hat. Dann war es am pc ja wirklich schwerer!!!!
(25.02.2023, 14:22)JuraGott1 schrieb: [ -> ]Sorry dass du kein Rechtschreibprogramm benutzen durftest und copy Paste nicht immer geklappt hat. Dann war es am pc ja wirklich schwerer!!!!

Na da ist ja jemand frustriert. Tippen am Laptop hat nicht nur Vorteile, aber das wird in der romantisierten Vorstellung des E-Examens gerne vergessen.
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