04.05.2023, 19:23
Hallo,
ich habe im Januar mein 2. Examen geschrieben (Hessen) und habe diese Woche die größte Enttäuschung meines Lebens im Briefkasten gehabt: Ich habe tatsächlich nur peinliche 3,2 Punkte in den Klausuren erreicht, obwohl ich bei 6 von 8 ein einigermaßen gutes Gefühl hatte (nicht brillant oder so, aber definitiv bestanden). Im ersten Examen war mein Gefühl viel schlechter und da bin ich wenigstens mit 7,8 aus dem staatlichen Teil gekommen und hatte dann ein knappes VB mit dem Schwerpunkt.
Die Übungsklausuren liefen auch alle ok, ich habe nur eine nicht bestanden und sonst lagen die so bei 6-11 Punkten. Insgesamt hatte ich auch immer das Gefühl, dass mir die Klausurtypen im zweiten Examen besser liegen, als die im ersten Examen. Die Stationszeugnisse bewegen sich zwischen 11-16 Punkten, also auch nicht auffällig schlecht, eher im Gegenteil, ich habe mehrere Angebote bekommen, nach dem Examen in der jeweiligen Station weiterzumachen.
Wie es zu diesem Totalausfall kam, kann ich mir nicht erklären. Es wird für mich unglaublich unangenehm sein, mich der Prüfungskommission zu stellen, da das eben wirklich eine schlechte Leistung war. Sowas kenne ich nicht aus dem Studium oder vom 1.StEx und ich kann auch keine irgendwie geartete logische Erklärung dafür abgeben.
Ich muss jetzt also auch wieder zittern, ob ich insgesamt dann mit der mündlichen überhaupt bestehe und das kostet so unglaublich viel Kraft Ich weiß auch gar nicht, was ich meinem Arbeitgeber sagen soll, denn die halten mich alle für einen guten Juristen, weshalb ich diese Note am liebsten verschweigen würde.
Rückblickend hätte ich dann lieber nach einem einigermaßen 1. Examen aufhören sollen, anstatt, mit ganz viel Glück, ein ausreichend im zweiten zu bekommen
Den Verbesserungsversuch muss ich also definitiv schreiben, aber ich habe aktuell absolute keine Kraft und kann mir kaum vorstellen, mir diese anstrengenden 40h nochmal zu geben. Ich war einfach happy, mich nie wieder diesen Klausursituationen stellen zu müssen und jetzt das!
So ist das Leben: Da bekommt man keinen Negativbescheid und freut sich, bestanden zu haben und nen Tag später realisiert man, dass man ein Trottel ist und quasi nur zufällig und mit ganz viel Glück überhaupt in die mündliche kommt.
Kennt ihr jemanden, dem es ähnlich ging? Weiß jemand, wie viele dieser Wackelkandidaten in der mündlichen noch durchfallen?
ich habe im Januar mein 2. Examen geschrieben (Hessen) und habe diese Woche die größte Enttäuschung meines Lebens im Briefkasten gehabt: Ich habe tatsächlich nur peinliche 3,2 Punkte in den Klausuren erreicht, obwohl ich bei 6 von 8 ein einigermaßen gutes Gefühl hatte (nicht brillant oder so, aber definitiv bestanden). Im ersten Examen war mein Gefühl viel schlechter und da bin ich wenigstens mit 7,8 aus dem staatlichen Teil gekommen und hatte dann ein knappes VB mit dem Schwerpunkt.
Die Übungsklausuren liefen auch alle ok, ich habe nur eine nicht bestanden und sonst lagen die so bei 6-11 Punkten. Insgesamt hatte ich auch immer das Gefühl, dass mir die Klausurtypen im zweiten Examen besser liegen, als die im ersten Examen. Die Stationszeugnisse bewegen sich zwischen 11-16 Punkten, also auch nicht auffällig schlecht, eher im Gegenteil, ich habe mehrere Angebote bekommen, nach dem Examen in der jeweiligen Station weiterzumachen.
Wie es zu diesem Totalausfall kam, kann ich mir nicht erklären. Es wird für mich unglaublich unangenehm sein, mich der Prüfungskommission zu stellen, da das eben wirklich eine schlechte Leistung war. Sowas kenne ich nicht aus dem Studium oder vom 1.StEx und ich kann auch keine irgendwie geartete logische Erklärung dafür abgeben.
Ich muss jetzt also auch wieder zittern, ob ich insgesamt dann mit der mündlichen überhaupt bestehe und das kostet so unglaublich viel Kraft Ich weiß auch gar nicht, was ich meinem Arbeitgeber sagen soll, denn die halten mich alle für einen guten Juristen, weshalb ich diese Note am liebsten verschweigen würde.
Rückblickend hätte ich dann lieber nach einem einigermaßen 1. Examen aufhören sollen, anstatt, mit ganz viel Glück, ein ausreichend im zweiten zu bekommen
Den Verbesserungsversuch muss ich also definitiv schreiben, aber ich habe aktuell absolute keine Kraft und kann mir kaum vorstellen, mir diese anstrengenden 40h nochmal zu geben. Ich war einfach happy, mich nie wieder diesen Klausursituationen stellen zu müssen und jetzt das!
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Kennst Du schon das größte Portal zur mündlichen Prüfung im 2. Examen? Auf Protokolle-Assessorexamen gibt es die meisten kostenlosen Protokolle zum Assessorexamen:
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04.05.2023, 19:51
Erstmal kannst du froh sein nicht durchgefallen zu sein. Es gibt Leute mit Prädikat im 1. Examen und sogar welche mit Promotion, die im 2. Examen durchgefallen sind.
Mach dich jetzt nicht verrückt! Konzentriere dich jetzt auf die Mündliche. Da kannst du vielleicht noch was rausholen.
Viel Glück!
Mach dich jetzt nicht verrückt! Konzentriere dich jetzt auf die Mündliche. Da kannst du vielleicht noch was rausholen.
Viel Glück!
04.05.2023, 20:02
Ich habe das Gefühl, dass in dem Prüfungssystem viel Willkür herrscht. Ich kenne Kandidaten mit einem ,,gut" im 1. Examen, die im 2. Examen ein knappes ,,ausreichend" haben. Iwie macht das alles keinen Sinn.
Du hast bestanden. Sei stolz auf dich. Noch ein paar Meter zum Volljuristen.
Du hast bestanden. Sei stolz auf dich. Noch ein paar Meter zum Volljuristen.
05.05.2023, 07:18
Ich war damals in einer ähnlichen Situation und kann mir vorstellen welche Scham zu verspürst. Ich hatte aber auch Kollegen, denen es exakt genauso ging wie dir. Die Enttäuschung ist in einer solchen Lage sehr groß, das ist völlig normal.
Rückblickend hat nichts geholfen, außer die Sorgen auszublenden und auf den letzten Metern die Zähne zusammenzubeißen.Den Prüfern in der Mündlichen wird es kurz auffallen aber in der Summe egal sein, da diese mehr damit beschäftigt sind, euch keine Fläche für eine Prüfungsanfechtung zu bieten. Was ich dir sagen will: Du warst nicht allein und wirst in dieser Situation nicht alleine sein, sammle deine letzten Kräfte und gib dein Bestes.
Rückblickend hat nichts geholfen, außer die Sorgen auszublenden und auf den letzten Metern die Zähne zusammenzubeißen.Den Prüfern in der Mündlichen wird es kurz auffallen aber in der Summe egal sein, da diese mehr damit beschäftigt sind, euch keine Fläche für eine Prüfungsanfechtung zu bieten. Was ich dir sagen will: Du warst nicht allein und wirst in dieser Situation nicht alleine sein, sammle deine letzten Kräfte und gib dein Bestes.
05.05.2023, 08:07
Du kannst auch froh sein, überhaupt zur Mündlichen zugelassen worden zu sein bei den Noten. In meinem Bundesland wäre das nicht passiert.
Ärgere dich nicht und mach das Beste draus. Ggf. Verbesserungsversuch.
Ärgere dich nicht und mach das Beste draus. Ggf. Verbesserungsversuch.
06.05.2023, 17:06
Falls es dich aufmuntert, ich war nach meinem ersten Versuch auch mega enttäuscht und dachte ich kriege das nicht nochmal hin, so zu lernen und die Energie aufzubringen.
Habe ich auch nicht! Aber ich hab einfach dann erstmal ein Examen gehabt und etwas entspannter gelernt, denn viele totalausfälle gehen auf Nervosität und einfach unliebsame Klausuren zurück.
Habe innerhalb von 4 Monaten nochmal geschrieben und bin jetzt schriftlich dort wo ich vorher gesamt war. Beim ersten Versuch war ich 5,5 und dann nach mündlicher auf 7,77. jetzt bin ich schriftlich bei 7,6 und mündliche steht aus.
Ich versteh das meine erste Note im Vergleich weniger schmerzhaft als bei dir wirkt. Aber was ich sagen will ist, dass die mündliche dir ein Examen verschafft und dann gibt es die vielleicht die Energie zum lernen. Denn in meiner mündlichen meinte der Vorsitzende dann, dass er da das Gefühl hat das ich hinter dem geblieben bin was ich kann. Und das hat mir dann nochmal einen Push gegeben. Im ersten war ich hab garnicht so gut wie du. Und manchmal braucht man nur nen besseren Durchgang und etwas das einen sagen lässt „ich hab mein Examen und das hier ist jetzt einfach ein Versuch und der letzte Schritt um abschließen zu können“.
Habe ich auch nicht! Aber ich hab einfach dann erstmal ein Examen gehabt und etwas entspannter gelernt, denn viele totalausfälle gehen auf Nervosität und einfach unliebsame Klausuren zurück.
Habe innerhalb von 4 Monaten nochmal geschrieben und bin jetzt schriftlich dort wo ich vorher gesamt war. Beim ersten Versuch war ich 5,5 und dann nach mündlicher auf 7,77. jetzt bin ich schriftlich bei 7,6 und mündliche steht aus.
Ich versteh das meine erste Note im Vergleich weniger schmerzhaft als bei dir wirkt. Aber was ich sagen will ist, dass die mündliche dir ein Examen verschafft und dann gibt es die vielleicht die Energie zum lernen. Denn in meiner mündlichen meinte der Vorsitzende dann, dass er da das Gefühl hat das ich hinter dem geblieben bin was ich kann. Und das hat mir dann nochmal einen Push gegeben. Im ersten war ich hab garnicht so gut wie du. Und manchmal braucht man nur nen besseren Durchgang und etwas das einen sagen lässt „ich hab mein Examen und das hier ist jetzt einfach ein Versuch und der letzte Schritt um abschließen zu können“.
06.05.2023, 23:32
Ich weiß nicht, inwiefern das für dich beruhigend ist, aber ich bin auch ziemlich unzufrieden mit meinem schriftlichen Ergebnis (ebenfalls Hessen). Und ich weiß von Freunden, die ebenfalls ganz gut im 1. Examen waren, die in Hessen ihr 2. Examen gemacht haben, die ebenfalls mit ihren schriftlichen Ergebnissen unzufrieden waren.
Das Problem dürfte darin liegen, dass derzeit in Hessen in jedem Durchlauf wohl mehr als die Hälfte der Prüflinge im 1. Examen ein Prädikat hatten. Da wird es schwer, mit einer Klausur noch hervorzustechen. Es wäre naiv zu glauben, dass jetzt plötzlich in Hessen mindestens die Hälfte der Referendare mit nem Prädikat aus dem 2. Examen gehen. Soweit ich das überblicken kann, waren die schriftlichen Noten die letzten Jahre immer im gleichen Spektrum.
Da hätte man es sich eigentlich auch sparen können, die Unterhaltsbeihilfe so stark anzuheben. Scheinbar wird momentan in Hessen einiges an Nachwuchspotenzial sinnlos verheizt.
Das Problem dürfte darin liegen, dass derzeit in Hessen in jedem Durchlauf wohl mehr als die Hälfte der Prüflinge im 1. Examen ein Prädikat hatten. Da wird es schwer, mit einer Klausur noch hervorzustechen. Es wäre naiv zu glauben, dass jetzt plötzlich in Hessen mindestens die Hälfte der Referendare mit nem Prädikat aus dem 2. Examen gehen. Soweit ich das überblicken kann, waren die schriftlichen Noten die letzten Jahre immer im gleichen Spektrum.
Da hätte man es sich eigentlich auch sparen können, die Unterhaltsbeihilfe so stark anzuheben. Scheinbar wird momentan in Hessen einiges an Nachwuchspotenzial sinnlos verheizt.